Wir müssen heute die Probe machen, auf welche Art der christliche Reichtum ohne Verluste – wie sie ein besiegtes Heer auf dem Schlachtfeld zurücklässt – sich zu seinem Ursprung: zur unsäglichen Armut der göttlichen, menschgewordenen und gekreuzigten Liebe, bezieht. Wir rücken eng zusammen, ganz nah an die Quellen und Anfänge heran, um genau das «Wort, das im Ursprung war», zu vernehmen. Wir vereinen uns äußerlich; die Frage ist, ob uns die Gnade zuteil wird, uns auch innerlich zu sammeln.
Das wird nicht ohne ernsthafte Anstrengung des Denkens gehen. Man muss sich bemühen, Dogmen, die man nur noch von außen, als «zu glaubende Inhalte», kennt und die einem zumeist auch so im Katechismus und von der Kanzel präsentiert worden sind, wieder von innen zu sehen: als die Kundgabe der einen, einzigen, unteilbaren Wahrheit Gottes.Wir falten ein.
Nicht aus Resignation, sondern um den Ursprung wiederzugewinnen. Wir sind auf den Sandbänken des Rationalismus gestrandet, wir tasten uns zum steilen Fels des Mysteriums zurück. Der Rationalist kann nicht mehr beten, nur noch vernünfteln, zuletzt nur noch kritisieren. Wer aber nicht mehr beten kann, ist unfähig, auch nur einen Dialog mit einer der Weltreligionen zu beginnen, geschweige denn in diesem Gespräch zu zeigen, dass im Christlichen mehr Wahrheit, weil mehr absolute Liebe, waltet.
Wir falten ein. Wir zeigen zuerst, dass zwischen christlichem Denken und Leben (Theologie und Spiritualität) eine solche Einheit besteht. Dass jedes nur durch das andere und mit ihm zusammen eine eigene Wahrheit haben kann. Wir führen dann vor, wie innerhalb der Theologie, die in viele und immer zahlreichere Fächer zu zerfließen scheint, die Einheit des Dogmas alle Ausfächerungen regiert und richtet. Dann betrachten wir die heillose Vielheit der Kirchen und ihre Schein-Rechtfertigung durch die angebliche Vielfalt der Theologien schon im Neuen Testament und suchen den Pfad, den vielfach verwehten und verwachsenen Pfad, der den Verirrten, Auseinandergelebten, auf die Äste hinaus Verkletterten Rückwege öffnet. Zuletzt denkt jeder noch kurz an sich selbst und fragt sich, wo die Einfalt seines eigenen Daseins läge.
Denn nur das einfältige Auge bekommt ein Leuchten aus der unendlichen Einfalt zu sehen: «Ich preise dich, Vater, Herr Himmels und der Erde, daß du dieses vor Weisen und Klugen verborgen, Einfältigen aber geoffenbart hast.»